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Sonntag, 18. September 2011

von den Masuren nach Vilnius - Litauen

Um halb acht sitzen wir beim Frühstück. Da es von hier aus nur 200 km bis zur belarussischen Grenze sind und unser Visum eh erst ab dem morgigen Tage gültig ist, werden wir heute noch einen Schlenker über Litauen einlegen. Nur zu weit nach Osten trauen wir uns nicht, da wir für den Visumantrag als Einreiseroute die Stadt Hrodna im Nordwesten Weißrusslands angege- ben haben. Ob das zwingend einzuhalten ist und auch kontrolliert wird wissen wir nicht. Deshalb werden wir bei der Wahl für das heutige Etappenziel lieber eine Stadt in noch annehm- barer Reichweite anvisieren. Vilnius bietet sich hierfür an.

Masuren

Entlang der Seenplatte fahren wir in Richtung der russischen Exklave, dem Oblast Kaliningrad. An ihrer Südgrenze erwischt uns dann das übelste Wetter der gesamten Tour. Ein paar dunkle Wolken ziehen auf und so ca. alle zwei Kilometer stürzt sich ein einsamer Regentropfen kamikazeartig auf uns herab. Es ist gar nicht so einfach den dann auch noch zu erwischen.
Vor der Grenze werden noch die letzten Zloty in günstiges polnisches Benzin umgesetzt. Dank gut kalkuliertem Finanzbudget werden beide Tanks noch fast randvoll, so dass wir den Litauern ihren teureren Sprit voraussichtlich selbst überlassen können..

Masuren

in derNähe der litauischen Grenze

Der Grenzübertritt ist eher langweilig. Die früher schwer abgesicherte Grenzstation zum Macht- bereich der ehemaligen Sowjetunion gleicht heute nur noch einem riesigen Truck-Stopp.
Nichts erinnert mehr an den vormaligen „Charme“ eines Ostblock-Grenzübergangs.
Dass man in Litauen angelangt ist, bemerkt man eigentlich nur an der dort anderen Uhrzeit.
Wenigstens die guten alten Wechselstuben gibt es noch, um 100 Euro ohne größere Umwege in ca. 340 Litas wandeln zu können.
Etwa 20 Kilometer nördlich der Grenze biegen wir nach Osten in die Pampa ab.


Auf kleinen Straßen genießen wir die Fahrt durch die hügelige Landschaft. Manche Kuppen und Senken lassen sogar richtiges Achterbahn-  gefühl aufkommen.
Vorbei an einigen Seen machen wir noch einen Abstecher durch den Wald zum Flusstal des Nemunas (deutsch: Memel).
Nach diesem landschaftlichen Schmankerl für die Augen, muss natürlich auch eines für die Mägen der Fahrer her. In Alytus, der nächsten größeren Ortschaft, holen wir uns an einem kleinen Bäckerladen Brot und Gebäck.

an dem Memel / Nemunas

Dieses belegt mit fränkischen Wurstspezialitäten aus der Dose, verzehren wir dann genüsslich an der “Obelix-Theke” ( = Christians Alukoffer als Anrichte) auf dem angrenzenden Supermarkt- parkplatz.

Dabei amüsieren wir uns köstlich über die offensichtliche „Park-Anarchie“ der Autofahrer.  Ist es hierzulande eventuell Vorschrift sich diagonal über die weißen Trennlinien der Park- buchten zu stellen?


Alytus - seltsames Parken

Nächster Stopp ist Trakai, bekannt durch seine nördlich der Stadt liegende, spätmittelalterliche Wasserburg.
Sie befindet sich auf einer Insel zwischen dem Galve-, dem Luka- und dem Totoriskes-See.

Auf Grund des hier herrschenden sonntäg- lichen Besucherstroms, auf der Zugangsbrücke wimmelt es wie auf einer Ameisenstraße, ziehen wir es vor, den Backsteinbau aus sicherer Ent- fernung von einer Cafehaus-Terrasse am gegenüber liegenden Ufer zu betrachten.


Trakai - Burg

dsc09638_310

Für den direkten Weg nach Vilnius ist es noch zu früh am Tag, deshalb wollen wir noch ein paar Attraktionen in der näheren Umgebung an- fahren, z.B. das Zentrum Europas.

Auf dem Weg dorthin will Christian dem nach Norden laufenden Flusstal folgen. Laut seinem Navi ist unsere gewünschte Route auch dort entlang möglich.
Nach wenigen Kilometern jedoch landen wir dabei in einer Sackgasse mitten in einer Ferien- haussiedlung.
Beim Wenden spricht uns der Besitzer des letzten Gartenhäuschens auf Englisch an, ob wir eventuell jemanden suchen würden.
Auf Christians Antwort, dass laut seiner GPS- Software hier  eigentlich eine  Durchgangsstraße verzeichnet sei, folgt gleich spontan ein spaßiger Small-Talk über den „Segen“ der modernen Satellitennavigation.


Dann also doch über die Hauptstraßen zur angeblichen geographischen Mitte unseres Kontinents.
Viel zu sehen gibt es hier nicht, nur eine Flaggenreihe der gesammelten europäischen Staaten und einen gepflasterten „Platz der Mitte“.
Nach den üblichen „Gymnastikeinlagen“, z.B. einmal mit einem Bein auf Zehenspitzen mitten in Europa zu stehen, ziehen wir weiter zum nächsten Sightseeing Punkt, dem “Europos Parkas”. Dieser, von einem Herrn Gintaras Karosas 1991 gegründete Freiluft-Skulpturen- park, liegt ca. 15 Kilometer nördlich Vilnius.

die Mitte Europas

Europos Parkas

Künstler aus aller Welt haben sich hier in einem weitläufigen Waldstück mit ihren Werken ver- ewigt. Vor allem durch die Arbeiten des ameri- kanischen Installationskünstlers Dennis Oppen- heim erhielt der Park internationale Bekanntheit. So viel Berühmtheit hat natürlich ihren Preis, knapp 10 Euro umgerechnet pro Nase kostet die Erlaubnis sich bei einem kilometerlangen Fuß- marsch durch den Wald die Exponate aus der Nähe betrachten zu dürfen.
Der Tag und unsere Besichtigungsbegeisterung neigen sich dem Ende zu.
Wir brechen nach Vilnius auf.


Auf unserer ersten Fotorunde durch die Stadt stellen wir fest, es gibt hier zwar jede Menge schöne und imposante Bauwerke und Anlagen, aber ein richtig zu erkennender Altstadtkern ist leider nicht vorhanden.
Alles irgendwie zu weit verstreut für einen abendlichen Stadtbummel zu Fuß.
Um eine verkehrstechnisch günstige Start- position für die morgige Fahrt zur weißrussischen Grenze zu haben, suchen wir deshalb nach einem Hotel im östlichen Teil von Vilnius.

Vilnius

Vilnius

Gut eine halbe Stunde lang suchen wir in der Umgebung der Ausfallstraße nach einer Unter- kunft.
Das Resultat:
Nichts, aber auch schon gar nichts, was ansatzweise nach einem Hotel aussieht, ist hier zu finden.
Bleibt nur der Weg zurück in die Innenstadt.
In der Nähe des Bahnhofs gibt es dann endlich das Gewünschte, ein Hostel für ca. 40 Euro - inklusive Mopedparkplatz direkt vor der Tür im Innenhof.


Die Restaurants sind hier ebenfalls dünn gesät. Das anfangs verschmähte, eine Art Fast-Food- Pizzeria, erweist sich dann doch als die beste Wahl in diesem Viertel.
Gestärkt von Beefsteak, Bier und Wodka setzen wir uns noch auf einen Absacker in den Aufent- haltsraum des Hostels.
Den netten Ratsch, den wir mit zwei US- Amerikanern dort noch halten, beenden wir gegen halb zwölf und verziehen uns in die Falle.
Auf Grund der vielen Horrorstories über stundenlange Wartezeiten an den Grenzen zu Weißrussland wollen wir morgen dort möglichst bald präsent sein.

Vilnius
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