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Samstag 11. Juli 2009

Aralsk - Kzyl-Orda - Turkestan


Wir holen die Bikes aus dem abgesperrten Hof gegenüber und beginnen mit kleinen Servicearbeiten: Meinen gebrochenen Kofferhalter schiene ich mit einem gefundenen Stück Blech, dann kratzen wir die Reste der Heuschrecken-„Röstis“ aus sämtlichen Ritzen der Motorräder. Die Menge der „getoasteten“ Vie- cher, die das Hotelpersonal anschließend vom Platz kehrt, füllt fast einen ganzen Eimer.
Wir drehen noch eine kleine Runde durch das ziemlich trostlose Aralsk, dann geht’s wieder hinaus in die endlosen Weiten der kasachischen Steppe. Fast immer schnurgeradeaus zieht sich das Asphaltband Richtung Südosten.

von Arals nach Südosten

Die Route verläuft entlang der kläglichen Reste des Syrdarya, einem der beiden Flüsse, die einst den Aralsee reichhaltig mit Wasser versorgten.
Auf diesem Streckenabschnitt liegt bei Tjuratam das Raumfahrtzentrum des ehemaligen Ost- blocks. Zu Sowjetzeiten unterlag dieses Gebiet strengster Geheimhaltung und wurde zur Irre- führung des Westens nach dem über 300 km entfernten Bajkonur benannt.
Etwa zwei Kilometer nördlich der Straße liegt gut sichtbar die Bodenkontrollstation, die weit dahin- ter in der Steppe verteilten Startrampen sind, trotz unverstellter Sicht zum Horizont, nicht zu erkennen.

Weltraum-Bahnhof Baikonur

Am frühen Nachmittag erreichen wir die, mitten in den kasachischen Ölfeldern befindliche, Stadt Kzyl-Orda.
Ganz im Gegensatz zum ca. 400 km entfernten, vom Aussterben bedrohten, Aralsk, trifft man hier auf eine quirlige Metropole.
Das „schwarze Gold“ macht’s möglich. Gut 50 Liter des, von der hier ansässigen Petrochemie erzeugten, Raffinats lassen wir in unsere Tanks fließen. Für die Fahrer gibt’s Schokoriegel und Cola.

entlang des Syrdarja

Kzyl-Orda

Am Ortsausgang werden wir an der Polizeistation angehalten.
Sehr freundlich werde ich aufgefordert einem der uniformierten Herren ins Büro zu folgen. Dort gibt man mir zu verstehen, dass wir uns hier, warum auch immer, registrieren lassen müssen. Die Daten von Pässen und  Motorrädern werden in eine große Kladde eingetragen.
Nach einem anschließenden noch recht amüsanten „Hand-und-Fuß- Plausch“ dürfen wir weiterziehen.


Steppe, Steppe, Steppe

Am frühen Abend erreichen wir, 200 km weiter, Turkestan.
Hier wollen wir übernachten, um morgen früh die berühmte Moschee des Hodscha Ahmed Yasawi zu besichtigen.
Hodscha ist die Bezeichnung für einen islami- schen Religionsgelehrten

Auf der Suche nach dem im Lonely Planet empfohlen Hotel „Sabina“, hält ein blauer Toyota Camry neben uns. Der hinter dunklen Scheiben im Fond des Autos sitzende Herr fragt, ob er uns behilflich sein könne. Nach dem Erklären unseres Anliegens gibt er uns Zeichen ihm zu folgen.


Hotel Turkestan

Nur ein kurzes Stück weiter biegen wir in den Parkplatz, eines nach gehobenem Standard aussehenden, Hotels ein. In der folgenden netten Unterhaltung stellt sich unser Lotse als Galym Khan vor, er sei hier in der Stadt der Polizeichef. Als wir ihm andeuten, dass wir im Allgemeinen eigentlich etwas günstigere Häuser bevorzugen würden, führt er uns zu einem anderen Hotel, dieses Mal wohl gleich zum Besten der Stadt! Im ersten Moment denke ich, da muss er uns wohl mißverstanden haben! Jedoch er steigt aus dem Wagen, kommt auf uns zu und sagt: „You are my guests!“


„Wie, Gäste?“, antworten wir etwas verständ- nislos. Doch, doch, wiederholt er mehrmals, wir seien von ihm eingeladen, Übernachtung, Abendessen alles inklusive, Widerspruch zwecklos. Reichlich geplättet von diesem Angebot, laden wir vor dem Foyer unser Gepäck ab und er begleitet uns zu einem reichlich noblen Zimmer. Hier im Haus würde auch der Präsident, er sei ein Cousin von ihm, bei seinen Aufenthalten in Turkestan residieren, gibt er uns zu verstehen. Zum Abendessen bleiben kann er leider nicht, aber auf jeden Fall will er morgen mit uns frühstücken und uns zur Moschee begleiten.

Hotel Turkestan - Fahrer - Archie - Galym - Tobi

Hotel Turkestan - Dinner-Saal

Nachdem wir uns von Galym, tausendmal bedankend, verabschiedet haben, gibt er uns in die Obhut von Shanara, einer jungen, sehr gut englisch sprechenden Hotelangestellten, die schon vorher Galyms mangelnde Fremdspra- chenkenntnisse kompensiert hatte.
Von ihr bekommen wir anschließend, immer noch verwundert über eine derartige Gastfreund- lichkeit, im Hotelrestaurant ein mehrgängiges Menu vom Feinsten serviert.

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