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Erg Chebi-Tinerhir
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Boulojoul
Erg-Chebi
Tinerhir
 
 

Samstag 29.05.2004

Start km 23067
10:30 – 12:00 Erg Chebbi - Erfoud

Aufstehen, frühstücken. Anschließend ein kleiner Verdauungsspaziergang durch die Ausläufer der Sanddünen. Eine richtige Wanderung möchte ich da nicht machen. Zum einen brennt die Sonne schon richtig heftig vom wolkenlosen Himmel, zum anderen ist das Fortkommen im losen Sand per pedes äußerst beschwerlich. Um hinauf auf die Dünen zu kommen, müsste man sich wohl auf alle Viere niederlassen. Nicht umsonst haben die Kamele eine Schuhgröße, die beim Menschen wohl etwa der Nummer 70 entspräche.

Erg Chebi Hotel

Erg Chebi Hotel

Also beschränkt sich mein Photo-Shooting auf die ersten 100 m des Sandmeeres. Aber alleine dieser Bereich ergibt schon ein paar recht nette Bilder.
Archie winkt, wir sollten weiter.
Nachdem wir dann, ok ich geb`s ja zu, insbesondere ich, gemüt- lich zusammengepackt haben, verlassen wir die Kasbah.


Von der eigentlich geplanten Fahrt auf der Piste direkt nach Erfoud wurde uns abgeraten. Deren Zustand sei, seit es die "Autobahn" zum Erg Chebbi gibt stark vernachlässigt worden. Viel, viel Sand und tiefe Spuren.
Da mein Des(s)ert-Bedarf noch nicht gedeckt ist, schlage ich als Alternative vor, noch ein Stück entlang der Dünen in südlicher Richtung nach Merzouga zu fahren.
Ein bisschen Wüste MUSS einfach noch sein!

Erg Chebi

Wir erklimmen im freien Schwung durch die Steine den ersten Hügel und haben ein Bild wie aus dem Reiseprospekt vor uns. Ca. 10 Dromedare (die werden erst nach zu vielen Bierchen zu Kamelen (sogenannter Doppler-Effekt! haha)),  ziehen langsam durch die schwarzen Steine. Dahinter die orange-gelben Sandberge und am Horizont Palmen, Häuser und eine Moschee.

Wie vom Fremdenverkehrsamt arrangiert. Schon fast kitschig. Foto raus und die Speicherchips gefüllt.
Eines der Viecher hat sich neben zwei anderen niedergelassen. Also Moped nebendran gestellt und das Bild "Kamele und Kühe" komponiert. (Ja, ich weiß, es sind Dromedare, aber die Alliteration würde dann nicht funktionieren)


Erg Chebi - bei Merzouga

Erg Chebi - Blick nach Merzouga

Weiter geht’s entlang des Sandmeers. Hier läßt sich richtig gut düsen! Bis fast 100 Sachen sind möglich. Allerdings mit reichlich Vorsicht. Es gibt gelegentlich Sandlöcher, die ab einer gewissen Größe nicht mehr "überflogen" werden können und noch viel ekliger: Four-Wheeler-Spuren und die tiefen Schneisen der LKW.
Kreuz und quer durchziehen sie die Landschaft und werfen uns samt Moped manchmal beinahe aus der Bahn. Die Wüste ist regelrecht in einem wüsten Zustand!


Als wir uns dem nächsten Ort nähern, passiert das hierzulande offensichtlich unvermeidbare. Ein Local entdeckt uns führerlos und in seinen Augen damit ziellos durch die Gegend schweifenden Touristen. Das kann und darf nicht sein! Touris haben ihr Geld gefälligst in einem vom ihm ausgewählten Lokal oder Hotel auszugeben.
Der gute Mann springt also wie der Blitz aus seinem gelben Plastik-Gartenstuhl vor dem Cafe  hoch, rennt um die Ecke zu seinem Moped, dass es ihn fast auf die Schnauze haut, wirft den Kracher an und nimmt die Verfolgung auf. Als sich das kaum 50 m vor meiner Nase abspielt, wirft es mich vor Lachen beinahe auch aus dem Sattel.

Erg Chebi - bei Merzouga

Diese Kerle sind wirklich wie die echten Schmeißfliegen. Wenn sie Geld riechen, kann sie nichts mehr aufhalten. Wir ziehen ruhig unsere Bahn querfeldein. Langsam kommt der Junge, hektisch winkend näher. Wir beachten ihn nicht, zumindest nicht für ihn erkennbar. Aber als er sich schon am Ziel wähnt, uns endlich sagen zu können, wo wir denn zu übernachten, zu essen oder Kaffe zu trinken hätten, gibt Archie mal kurz und kräftig Gas, wirbelt ihm ein paar Steine um die Ohren und entschwindet aus seiner direkten Reichweite. Nach ein paar Sekunden wird der C wieder langsamer und lässt sein Opfer wieder aufkommen. Die Verhältnisse haben sich umgekehrt! Jetzt spielen wir mit der Gier des anderen.
Auf diese Weise "schleppen" wir unseren Mopedfahrer fast zwei Kilometer quer durch die steinige Wüste bis hinüber zur großen Strasse. Jetzt wird es uns zu langweilig und wir stieben, uneinholbar für ihn, davon. Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit zum "Spielen".

Wasserdurchfahrt!

Erfoud

Auf der "Autobahn" zurück in Richtung Rissani.
Jetzt hat mein GPS ein Strom-Problem. Die Batterien sind leer und die 12V aus der Steckdose haben einen Wackler. Na gut, auch ohne Kompass werde ich den Weg bis Erfoud finden.
Bis dahin many Stopps. Die Palmen stehen einfach zu malerisch in der Gegend herum. Hier könnte man sich zu Tode knipsen. Hoffentlich ist wenigstens die Hälfte der Bilder das geworden, was ich mir vorgestellt habe. (Sie sind!)


12:00 – 13:30 Erfoud – Goulmima
In Erfoud ist mal wieder Tanken angesagt. Dazu kleiner technischer Dienst. Das Geko bekommt frische Akkus, damit es sich nicht bei jedem Schlagloch ausschaltet, wenn der 12V-Adapter in der Buchse springt. Zum anderen hat meine Kuh ihren linken Spiegel locker geschüttelt. Zum Glück habe ich einen 40er Torx-Schlüssel mitgenommen, denn im Bordwerkzeug meines nicht gerade billigen Bikes hat BMW genau dieses 1€ Teil gespart.

Einen 25er und einen 45er Torx gibt es. Spiegel werden nach BMW-Meinung anscheinend nie locker. Oder dieses Problem muss dann eben in der Vertragswerkstatt  behoben werden....
Manchmal fragt man sich schon, ob die ihre Testfahrzeuge nur aus der Chef-Etagen-Garage holen. Vielleicht hätten ja auch die Herren “Konstrukteure” die Schraubengrößen etwas mehr vereinheitlichen können.


In Erfoud biegen wir nach Westen, Richtung Tinerhir, ab. Ein kleines aber relativ gutes Sträßchen, das fast schnurgerade ein breites Talbecken entlang läuft. Nicht gerade eine fahrerische Herausforderung. Auch die Landschaft ist ziemlich monoton. Links Dreck und Felsen direkt neben der Strasse, rechts Wüstenei und Felsen in der Ferne. Kein Baum und nur sehr selten ein Strauch. Die einzige Abwechslung sind die Mini-Tornados die mit ihren Staubrüsseln über die Ebene tanzen.

Erfoud

Ansonsten geht´s geradeaus, geradeaus, geradeaus. Der C knackt in der Hitze schon fast weg. Zumindest deutet er mir das mit auf dem Tankrucksack aufgelegtem Helm unübersehbar an. Wie letzthin in Arizona, meint er per Funk.
Ab und zu fliegt mir irgendwas entgegen und scheppert krachend gegen Helm und Windshield.
Zuerst kann ich mir nicht erklären was das ist und wo es herkommt. Größere Schmetterlinge gibt’s hier nicht und auf der Straße liegt auch nichts, das der C mit seinem Motorrad aufwirbeln könnte.

Sollte sonst was in der Luft unterwegs sein, so würde ich das schon vorher sehen können. Aber diese Dinger tauchen wie aus dem Nichts auf. Ich brauche eine ganze Weile bis ich mitkriege, dass das ziemlich große Heuschrecken sind. Von Archies Motorrad beim Sonnenbaden auf der Fahrbahn aufgestöbert, fliegen sie los und werden dann von mir und meinem Bike aufgesammelt. Später ziehen wir so eine Leiche aus meinem Ölkühlergitter. Gut 6-7 cm lang ist so ein Biest. Wenn man die Sprungbeine ausklappt mehr als das Doppelte.


Kurzer Fotostopp bei Touroug. Das Panorama ist wieder mal exotisch schön. Rot-braune, kubische Häuser, daneben Palmenhaine und dahinter eine Art Tafelberg mit Schichtungen in allen Farben.
Nach einer guten Stunde kommen wir an die Kreuzung mit der P32 bei Tinejdad. Hier biegen wir rechts nach Goulmima ab.
Die nächsten 25 km sind eine echte Rennstrecke. In 12 Minuten sind wir in Goulmima an der Tankstelle.
Wir wollen eine Schleife durch die Berge fahren und da sind volle Tanks ein "Muss"!

bei Touroug

im Gebirge nördlich Goulmima

13:30 – 16:30 Goulmima - Amellago – Tinejdad
Von Goulmima führt eine kleine Teerstraße das Tal entlang nach Norden, die dann in Tadirhoust zur Piste wird. Entlang und öfters auch mal mittendurch das Qued (Flußbett) reicht die „Straße“ bis kurz nach dem Dorf Tahemdount.


Ab da haben die Unwetter der letzten Wochen wieder deutliche Narben hinterlassen. Die Weiterfahrt in die Berge nach Amellago ist einige Kilometer weiter nur durch das Geröll, Körnung etwa Tennis- bis Fußballgröße, im jetzt wieder trockenen Qued möglich, dementsprechend besch.... befahrbar.
Die ehemalige Piste, die am Qued entlang lief, liegt als „Bausatz“ flußabwärts.

im Gebirge nördlich Goulmima

Bei diesen Wegeverhältnissen beginnen wir zu kalkulieren, ob die bevorstehende Strecke mit der momentanen Durchschnitts-geschwindigkeit heute noch zu schaffen ist. Wahrscheinlich eher nicht! Die endgültige Entscheidung, ob wir hier weiterfahren sollen, wird uns vom Wetter abgenommen.
Schwarze Gewitterwolken brauen sich über dem Hohen Atlas zusammen. Wenn es da oben richtig zu schütten anfängt, schießen die Wassermassen blitzartig in den Queds zu Tal. Im beiderseitigen Einvernehmen, auf die zu erwartende Begegnung mit den Fluten durchaus verzichten zu können, kehren wir trotz der tollen Landschaft um und eiern die 12 km bis Tadirhoust in circa einer halben Stunde zurück.

im Gebirge nördlich Goulmima

16:30 – 17:00 Tinejdad Cafe Ed Qued
Nach dieser Trial-Sektion gönnen wir uns an der Kreuzung in Tinejdad die verdiente Pause.
Der Wirt spricht überraschender Weise deutsch und diesmal gibt’s entgegen aller Gewohnheit nicht Cola mit Wasser, sondern frisch gebrühten Tee mit Minze, frisch gepressten Orangensaft und ein paar Kekse.
Die Wetterfront, die wir zuvor schon im Gebirge beobachten konnten, dehnt sich inzwischen auch auf das Tal aus.

Tinejdad Cafe Ed Qued

Die Windböen werden in kürzester Zeit immer heftiger und alle fangen hektisch an einzupacken: Die Wirtsleute Tische und Stühle, wir Jacken, Helme, Handschuhe und Fotoapparate. Genau in unserer Fahrtrichtung baut sich eine bedrohlich schwarze Wand auf, die, durch den mittlerweile auf Sturmstärke angeschwollenen Wind in den bodennahen Schichten mit dreckigen gelb-braunen Untertönen durchzogen ist.
Archie nimmt arabische Züge an. Er vermummt sein Gesicht, wie die Beduinen, mit dem Halstuch, um der anstehenden Natur-Sandstrahl-Prozedur vorzubeugen. Da liebe ich doch meinen Klapphelm! Deckel runter, zu und dicht!

Tinejdad

17:00 – 18:00 Tinejdad – Tinerhir
Ordentlich abgedichtet, Jacke zu, Halskrause zu, Taschen zu, fahren wir dem stürmischen Halbdunkel entgegen.
In der nächsten Ortschaft flattern die Djellabas und Kaftans der noch auf der Straße entlang hastenden Einwohner wie Fahnen im Wind. Auch der achtlos auf die Straße geworfene Müll rächt sich jetzt. Zusammen mit allem anderen, was nicht niet- und nagelfest ist, fliegt er den sturmgebeugten Leuten regelrecht um die Ohren. Kaum zu glauben, was einem da so alles entgegen kommt!

vor Tinerhir

Der jetzt noch einsetzende Regenschauer feuchtet Mensch und Maschine zur verbesserten Staubaufnahme noch ordentlich an. Nass klebt es einfach besser…. Wieder mal geteert und gefedert.
Ein paar Kilometer weiter verschwindet der Spuk genau so schnell, wie er gekommen ist. Das Grau lichtet sich, der Wind schläft ein und unser Zentralgestirn stellt wieder einmal seine enorme Heizleistung in südlicheren Breitengraden unter Beweis. Nach einer Stunde geradeaus durch triste Wüstenlandschaft werde ich kurz vor Tinerhir zu einer Zigaretten-Zwangspause verurteilt, Archie braucht ´nen Stopp um das „Reise-Know-How“ zwecks Hotelsuche zu durchforschen.

vor Tinerhir

1800 – 1830 Tinerhir
Das zuerst angelaufene Hotel Lamirani ist eigentlich ein schöner, auch gepflegter Neubau am Westende der Stadt, wirkt aber etwas steril und unpersönlich. Preis von 380 DHS Halbpension pro Person auf 350 verhandelt, aber die Bikes müßten vor dem Haus auf dem offenen Parkplatz übernachten. Wo wir schlafen ist uns eigentlich relativ egal, wenn aber unsere Kühe keinen ordentlichen Stall haben, sind sie mit Sicherheit beleidigt, so dass sie über Nacht womöglich davonlaufen. Eventuell hilft ihnen auch noch jemand dabei.

Gut, ham´mer g´sehn, schaun´mer weiter.
Das nächste von Frau Därr empfohlene Haus ist das im landestypischen Kasbah-Stil gebaute und ebenso eingerichtete Hotel Tombuctu unter Leitung von Edi Kunz, einem Schweizer Urge- stein.
Der Room kostet mit HP für zwei Personen 620 DHS abzüglich 15% Rabatt bei Barzahlung. Es sind wirklich schöne, geräumige Zimmer und es gibt einen abgeschlossenen und bewachten Wirtschaftshof als Kuhstall. Na also, warum nicht gleich so! „Ist zufrieden die Q, schläft der Rider in Ruh“ oder so ähnlich….


Gepäck aufs überdimensionale Vierbettzimmer geschleppt, den nicht ganz freiwillig mitgebrachten Wüstensand abgeduscht und dann runter an die Bar. Der C braucht jetzt nach zwei Tagen ebenso nicht ganz freiwilliger Abstinenz endlich sein Feierabend-Bierchen ... oder auch zwei. Es besteht ja ein gewisser Nachholbedarf….
Anschließend gemütliches Abendessen (Tajuine), Ratsch mit Edi und den anderen Gästen und Einsammeln von Tipps für die morgige Fahrt zur Todra-Schlucht.

Tinerhir - Hotel Timbuctu
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