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Mittwoch 27.04.2005

Aqaba (JOR) - Totes Meer - Jerash (JOR)


Start km 41212

Aqaba

Nach dem Frühstück rumort mein Magen schon wieder! Oder immer noch. Wie man´s sieht.
Jetzt greife ich zu härteren Mitteln. In der Reise- apotheke habe ich eine Packung Breitband-Antibiotikum und obwohl ich ein Tablettenfeind bin, werfe ich jetzt so eine Bombe ein.
Mal sehen, ob´s was hilft.

Aqaba

Ab jetzt geht es wieder nach Norden, Richtung Heimat.
Wir machen noch eine Stadtrundfahrt in Aqaba, nichts berühmtes. Wegen dem Ort selbst müsste man wirklich nicht so weit fahren.  Wenn er nicht an dieser prominenten Stelle, der Nordost-Spitze des Roten Meers, läge, würde kein Mensch von ihm reden.

Ein paar Hotels am Strand, ein paar Läden, etwas Industrie- und Hafenanlagen drum- herum, das war´s. Immerhin existiert auch noch ein Flughafen.
Tankstellen scheint es auch nur eine einzige zu geben. Jedenfalls finden wir keine andere und müssen zurück zum Amman-Highway, wo wir schon gestern nachgefüllt hatten.


Wir fahren nach Norden das Wadi Arab hinauf. Noch geht es hinauf, Richtung Totes Meer.
Kaum 5 km nach Aqaba ist ein Check Point. eine fest installierte Straßensperre mit bewaffneten Soldaten. Passkontrolle und ein "where do you want to go?", dann dürfen wir passieren.
Vor uns liegen ziemlich öde 220 km. Das Wadi Arab ist die südliche Fortsetzung des geologischen Grabenbruchs entlang des Jordan-Tals und des Toten Meers. Nichts wie Ödenei. Auf der Westseite liegt die Grenze zu Israel. Zu sehen ist aber nichts. Nur gelegentlich stehen neben der Strasse jordanische Wachttürme mit Stacheldraht, Scheinwerfern, Antennen und dem ganzen Militär-Brimborium.
100 km weiter, mitten in der Wüste ein 2. Check Point.

99 km zum Toten Meer

Als der Wachsoldat uns angehalten hat, kommt sein Chef aus der Baracke, stellt fest, dass wir mit unseren Motorrädern wohl Touristen sein müssen und winkt uns weiter.


Ein paar Minutenspäter zeigt der C nach rechts in die Berge. "Das sollte die Rückseite des Petra- Geländes sein", funkt er mich an. Wir sehen den Monastery-Berg nun von ''unten''.
In seiner W-Form unverkennbar. Doch von oben war der Blick bedeutend schöner.
3. Check Point - Totes Meer Süd
"Passport please" und die nicht allzu intelligente Frage wo wir denn her kämen. "we dropped from the sky" antworte ich schmunzelnd, denn auf die- ser Strasse gibt es keine einzige Abzweigung oder Gabelung. Es geht über 200 km immer nur das öde Tal entlang. Also bleiben nur diese Möglichkeiten:
Entweder haben wir diesen Posten schon einmal von Norden kommend passiert oder wir kommen aus Süden von Aqaba.
Als dritte Möglichkeit bleibt mangelhaftes English

Totes Meer

des Postens, der vielleicht statt "where do you come from" ein "where are you from" meinte, das sich aber von selbst beantwortet hätte, da er den deutschen Pass in Händen hält.


Südlich des Toten Meeres liegt noch ein wei- terer, abgetrennter See. Hier wird Kali-Salz ge- wonnen und in einer riesigen staubigen Fabrik Kaolin oder auch Porzelanerde abgebaut.
"Potash Factory" verkündet ein Schild. Damit wissen wir auch was die zahlreichen riesigen Muldenkipper, die uns unterwegs begegneten, nach Aqaba zum Hafen karren. 220 km voll beladen nach Süden und 220 km leer zurück. Ob sich das wirklich rechnet?

Wir kommen an die Mündung des Wadi Mujib. Aus dem breiten Canyon ist hier eine enge Schlucht geworden.
Wir parken die Maschinen und laufen auf einem Steg bis zu einem Stauwehr. Ab hier kommen nur ''Badegäste" weiter, die die Schlucht durchwaten wollen.
Inzwischen sind wir schon ganz schön "herunter gekommen"! MINUS 384 m zeigt das Nav als Höhe an.

500 m weiter der 4. Check Point.

Wadi Mujib

Wir suchen nach einer Badegelegenheit im Toten Meer. Entlang der Strasse ist es kaum möglich ans Wasser zu gelangen. Außerdem will ich nicht mit Salzkrusten verziert wieder in die Motorrad-Klamotten steigen. Wir brauchen also eine Badeanstalt oder ein Hotel mit Zugang zum Wasser.
Wir kommen am Amman-Beach, dem öffent- lichen Badeplatz, vorbei, aber wir wollen zuerst nach einer Unterkunft suchen. Drei km weiter ist eine regelrechte Hotel-City entstanden. Alles was Rang und Namen hat, hat hier einen Bunker hingestellt. Marriot, Hyatt, Radisson, Hilton und Co. Wir fragen nach dem Preis für ein Doppel, aber 150 USD sind für das, was wir brauchen, einfach übertrieben.

Wahrscheinlich könnten wir dieses Zimmer, von Deutschland aus gebucht, für weniger als die Hälfte bekommen.
Das nächste mal hinterlege ich bei dem Reise- büro meines Vertrauens meine Credit-Card- Daten und buche solche Ketten Hotels per Handy direkt vor der Hoteltüre. Ich freue mich schon auf das dumme Gesicht der Rezeption, wenn das Voucher gleichzeitig mit unserem Eintreffen aus dem Fax kommt.

Wir beschließen also zurück zum Amman-Beach zu fahren und werden prompt vom 5. Check Point an der Hotel City vor Suaeymeh gestoppt, der nur den nach Süden fahrenden Verkehr kontrolliert.


Am Amman Beach erkunden wir erst einmal das Prozedere: Gibt es Duschen, gibt es Bade- handtücher zu mieten, können wir die Motorräder parken usw.
Nachdem alles passt, entrichten wir  je 2 JD Eintritt und schleppen unsere Tankrucksäcke mit den Wertsachen zum Ufer hinunter.
Der C bewacht das Gepäck und ich suche nach dem Handtuch-Verleiher. Die Handtücher finde ich, aber der Vermiete-Knilch selbst ist nicht auf- zutreiben. „He is supposed to be here“ antwortet mir ein freundlicher Badegast.
Fünf Minuten später taucht er aber dann doch auf. 1 JD pro Handtuch will er haben.
Ich nehme drei. Eines für jeden von uns und eines als Unterlage.

Totes Meer Salskruste

Auf dem Weg zum Wasser kurzer Stopp am Kiosk, 3 JD für 2 Cola + 1 Wasser.


Wir schälen uns aus den durchgeschwitzten Kla- motten und müssen die Badetücher erst einmal als Umkleidekabinen benutzen. Mit einfach so im Freien umziehen wie zuhause läuft das hier nicht.
Irgendwie schaffen wir es in die Badehosen zu kommen.
Der C darf als erster ins Wasser. Ich bewache unser Hab und Gut.
Einsame Pässe, Geldbeutel, Uhren und Navi- gationsgeräte führen potentielle Langfinger nur unnötig in Versuchung.
Das Baden im Toten Meer muss man einfach erlebt haben! Irgendwie schwimmt man nicht im, sonder eigentlich auf dem Wasser. Durch den abstrus hohen Salzgehalt fühlt es sich eher wie Glyzerin oder dünne Gelatine an.
Die Beine senkrecht unter dem Körper zu halten erfordert schon fast akrobatisches Geschick, so hoch ist der Auftrieb.

Totes Meer "Amman Beach"

Auf den Rücken schwimmend Zeitung zu lesen ist dagegen kein Kunststück.
Mich wundert eigentlich, dass so ein Salz-Pool noch nicht in deutsche Spaß-Bäder Einzug ge- halten hat.


Ein Stündchen später, nachdem wir uns unter den Duschen entsalzt, uns irgendwie per Freiluft- Umkleidekabine aus den Badehosen gewunden haben, uns wieder in die Biker-Klamotten gewi- ckelt und die Leihhandtücher zurückgegeben ha- ben, sind wir endlich wieder „On the Road“.
„On the Road“ bedeutet auch wieder zurück in die nicht enden wollende Reihe der Check-Points
6. bei der Abzweigung nach Shunat Nimrim
7. bei Karama
8. am Ortseingang von Mu'addi
9. am Ortsende nach Mu'addi

Totes Meer "Amman Beach"

In Kureyyima finden wir wegen der Baustellen bedingten Umleitung die Abzweigung nach Ajlun nicht gleich. Aber die Auswahl an nach Osten führenden Strassen ist nicht allzu groß.
Wir kommen aus dem Jordan-Tal heraus in die Hügel und stehen 10 km weiter am 10. Check Point in den Bergen vor Kufranjah.
Die Soldaten begrüße ich dieses mal gleich per Handschlag und einem ''You are the winner! You are the 10th Check Point today".

Totes Meer "Amman Beach"

20 km weiter kommen wir nach Jerash. Hier wollen wir in einem vom Reise-Know-How em- pfohlenen Hotel die Nacht verbringen. Es soll oberhalb des Städtchens in schöner Lage mit Blick über die Hügel liegen. Nur leider ist kein Hinweis zum „Olive Branch“ zu finden. Die Sonne ist bereits vor einer Stunde untergegangen und es ist schon ziemlich finster. Ich entdecke ein großes relativ hell beleuchtetes Anwesen, das in etwa der Beschreibung entspricht und wir fahren die steile Anfahrt hinauf. Auch oben kein Schild, das ein Hotel signalisiert. Während wir noch kurz beratschlagen, kommt aus dem Haus eine ganze Großfamilie gelaufen und bestaunt uns und unsere hier so seltenen Motorräder.

Bei einem,  mit Händen und Füßen und einem brauchbaren Englisch bei den Jugendlichen geführten Palaver erfahren wir, dass das ge- suchte Hotel genau auf der anderen Seite dieses Hügels sein muss. „Gar nicht weit und leicht zu finden“ ist das Resümee. Wir lehnen dankend etwa zehn Einladungen zu Tee, Kaffee und sonst noch was ab.
Wir wollen weiter. Außerdem ist es für uns immer schwierig abzuschätzen, ob so eine Einladung wirklich ernst gemeint ist oder ob es sich nur um ritualisierte Gastfreundschaft handelt.
Einerseits hätten wir Lust auf einen Ratsch, aber andererseits ist es bereits stockfinstere Nacht und der Magen leer.


Damit wir unser Hotel auch wirklich finden, erklären sich die Söhne des Hauses mit leuch- tenden Augen bereit uns den Weg zu zeigen. Einmal auf einem richtigen Motorrad mitzufahren, diese Gelegenheit wollen sie sich auf keinen Fall entgehen lassen und wenn sie 10 km zu Fuß nach Hause laufen müssten. Wir lassen die Youngsters also hinten drauf sitzen, fahren den ziemlich steilen Berg hinunter, biegen zweimal links ab und kommen auf ein halbwegs gerades Stück Strasse. Ich lassen den C etwas voraus fahren, nehme die Hände meines Sozius von meinen Schultern, bedeute ihm er solle sich anständig festhalten und gebe vorsichtig Gas.
Der Bub hat sich natürlich nicht richtig eingehal- ten und kippt mir beinahe nach hinten ab. Zwei- ter Versuch. Mein Hintermann weiß jetzt was ihn erwartet und dieses mal klammert er sich fest.

Hügelland östlich des Jordan

Ich kann ihm also kurz zeigen, wie sich eine bajuvarische Kuh auf und davon macht. Schließlich will ich ihm ja auch was bieten, dafür dass er uns des Abends noch den Weg zeigt.


Drei Minuten später stehen wir vor dem gesuchten „Olive Branch“. Es gibt ein Zimmer und was zum Futtern gibt es auch noch.
Alles klar, wir bringen nur schnell die Jungs zu Muttern zurück. Auf dem Rückweg hält sich der junge Mann freiwillig fest und zeigt mir auf den kurzen geraden Abschnitten mit vorauseilendem Klammergriff, dass ich doch noch mal richtig Gas geben soll. Also gut den Gefallen kann ich ihm tun. Als wir viel zu bald wieder bei ihm vor der Türe stehen, will er eigentlich nicht so wirklich absteigen. Jetzt ist er Motorrad-infiziert und wird wahrscheinlich von Jordanien auswandern um selbst mal fahren zu können....

Wir verabschieden uns und fahren wieder zurück zum Hotel. Den Weg kennen wir jetzt.
Im „Olive Branch“ beziehen wir ein einfaches Zimmer, das aber alles hat, was man für eine Nacht braucht.
Auch die Bikes stehen gut beobachtbar fast direkt vor unserer Terrassentüre
Wir finden über verschlungene Wege durch diverse An- und Umbauten, Trepp-auf, Tepp-ab auch den Weg zum Speisesaal und bekommen was Brauchbares zum Abendessen.

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