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SYRIEN
Deir es Zor
Damaskus
Amman
Fotos Syrien
 
 

Donnerstag 21.04.2005

Damaskus (SYR) - Amman (JOR)


Start 40180

Damaskus – Bosra
Wir kommen etwas schwer in die Gänge. In unseren Mägen gärt es!
Wir packen zusammen, tragen die Koffer nach unten und laden auf. "The same procedure as every day". Die Österreicher sind schon fort.
Wir fahren Richtung Flughafen aus der Stadt hinaus. Wie immer findet man in eine Großstadt leichter rein als raus.
Irgendwo verpassen wir eine Ausfahrt und schlagen uns durch die endlosen Vorstädte zur gesuchten 110er durch. Dank Nav alles halb so schlimm.

Damaskus

Raus auf die Landstrasse, denn der Abgas- gestank der schlecht gewarteten und mindes- tens 30 - 50 Jahre alten Fahrzeuge lässt es uns noch übler werden.
Die Dieselwolken verursachen bei schlechtem Magen richtig Brechreiz. Durch manche kommt man auch mit Luftanhalten einfach nicht ganz hindurch.
Die Häuserflut ebbt ab und wir kommen in halb- wegs grünes Hügelland, eine echte Abwechs- lung zu den Tagen vorher im Nordosten.
Kurze Pause. Keine Brotzeit, in unseren Mägen blubbert es gewaltig. Der C ist nicht so wirklich fit und ich fühle mich auch nicht grad zum Bäume ausreißen. Weiter Richtung Bosra,
Vor fast jedem Ort ist ein großer Bogen über die Straße gespannt, von dem das Bild des Diktators in allen Altersstufen prangt. Assad, der GröFaZ Syriens (Größter Führer aller Zeiten) ist allge- genwärtig.

Südlich Damaskus

Schon an der Grenze hing sein Konterfei in allen Amtsstuben. Das ließe sich ja noch verstehen, aber dass er von unzähligen Hauswänden und Denkmälern mehr oder weniger gütig auf sein Volk herabschaut ist für uns doch gewöh- nungsbedürftig. "Big brother is watching you"


Bosra
Ohne Probleme finden wir das aus schwarzem Basalt erbaute antike Theater.
Das Angebot eines Souvenirhändlers die Bikes hinter seinen ausgehängten Teppichen zu par- ken lehnen wir dankend ab. Da könnte ja jeder ungesehen dran herumfummeln, denken wir uns und stellen die Motorräder direkt auf dem Vor- platz ab.
Dass dies ein Fehler war, stellt sich schnell her- aus. Wir haben nicht mit der Begeisterung der 20 Schulklassen für große Zweiräder gerechnet.

Noch nicht einmal geparkt, waren die BMWs von mindestens 15-20 Leuten umringt. Jeder wollte sich mit den Bikes fotografieren lassen.
Kaum haben wir den Jugendlichen den Rücken gekehrt, lag meine 1150er, durch einen erneuten Begeisterungsansturm überrannt, schon am Bo- den.
Nun werd´ ich aber grantig! Ein mittlerer Tarzan- schrei mit ein paar energischen „Imshi“ (=arabisch “schleich dich”) über den Platz und die Jungs verziehen sich.


Wenigstens haben sie die Maschine wieder aufgestellt und außer einem unschönen Kratzer am Helm und am Visier ist zum Glück auch nichts zu Bruch gegangen.
Jetzt nehmen wir das erneute Angebot des Souvenirhändlers gerne an. Unbewacht können wir die Bikes hier nicht stehen lassen. Sie würden einfach zu Tode geliebt. Mit einem „wird-schon- schiefgehen-Gefühl“ gehen wir in die Arena.
Auch hier prangt über dem Eingang Al Assad, der Omnipäsente, in Über-Lebensgröße.
Wir entrichten unseren Obolus und tauchen in das Gemäuer ein.
Samt einer Gruppe Schweizer erforschen wir die finsteren Gänge. Ist doch immer gut eine kleine LED-Lampe am Schlüsselbund zu haben.

Theatereingang Bosra

Über eine wackelige Eisenleiter gelangen wir aufs "Dach" der Arena. Sprich: wir stehen am obersten Rand der Sitzreihen und sehen weit auf die Spielfläche hinunter.
Der Erhaltungszustand ist, bedingt durch einen quasi Dornröschenschlaf, grandios!
Der gesamte Zuschauerraum war über viele Jahrhunderte bis oben hin zugeschüttet und überbaut. Er wurde erst in den späten Vier- zigerjahren wieder freigelegt.
Hier in Bosra existiert noch die komplette Büh- nenwand. Gibt es nur sehr selten. Mir sind nur die Theater Orange in Frankreich und Ephesus in der Türkei bekannt. Sonst steht immer nur noch das Halbrund mit den Zuschauerplätzen.
Nach einer guten halben Stunde zurück zu den Motorrädern. Wir sind froh den Horden von lär- menden Schulkindern entronnen zu sein. In die- sem Fall ist die Akustik in den Theatern einfach viel zu gut.
Zum Dank für die gute Bewachung noch eine Cola bei „unserem“ Souvenirladen-Wirt getrun- ken, dann Aufbruch zur jordanischen Grenze.

Theater Bosra

Bosra - Da'ara – Ramtha
Weiter nach Da'ara zur Grenze. Die Ausreise aus Syrien ist völlig unkompliziert: Pässe und Fahr- zeugpapiere werden kontrolliert, gestempelt, ent- wertet oder sonst wer weiß noch was. 10 min später war alles erledigt.
Drei km durch’s Niemandsland zu den Jordaniern.

Jordanische Grenze
Wir fahren auf der Diplomatenspur an der Fahrzeugkontrolle vorbei direkt zum Zoll.
Kein Uniformierter zu sehen. Wir gehen zur Polizei. Die schickt uns zur Visum-Stelle. Die nimmt keine Dollar und schickt uns zur Bank. Wie beim Buchbinder Wanninger.!

Also 100€ Cash wechseln, gibt 88 JDS. Zurück zur Visa-Stelle und für je 10 JDS ein Visum er- standen. Danach zur Polizei und die Einreise ist perfekt. Allerdings nur für uns. Die Prozedur für die Motorräder kommt noch.
Wir gehen rüber zum Zoll und versuchen heraus- zufinden was wir alles brauchen. Keiner kennt sich richtig aus oder hat Lust sich mit dem Son- derfall Motorrad zu befassen.
Schließlich erbarmt sich einer und schickt uns zum Versicherungsmakler. Dem kaufen wir eine Fahrzeug-Haftpflicht zu je 22 JDS ab, gültig für vier Wochen. Dann wieder zurück zu unserem Betreuer. Der füllt eine Unzahl an Formularen aus, geht mit uns zur Zahlstelle und bekommt noch 25 JDS.


Jetzt fehlt noch die Karte mit dem diagonalen roten Streifen. Die hätten wir an der Eingangs- kontrolle erhalten sollen. Haben wir aber nicht, da wir diesen Stau ja auf der Diplomatenspur umgangen hatten. Als wir zu den Bikes kommen liegen diese ominösen Karten jedoch oben auf den Tankrucksäcken. Schwein gehabt!
Wir im Schlepptau "unseres" Zöllners wieder zu- rück zum Zollgebäude. Die Mopeds nehmen wir gleich mit. Jetzt geht es noch um irgend einen Dinar. Wir verstehen zuerst, dass wir wieder einen zurück bekommen, aber unser Zollbeamter will noch einen haben.
Nachdem ich die gewech- selten 88 JDS bereits los geworden bin, ist der Geldbeutel leer.

Er begleitet mich also zur Wechselstube wo ich nochmals 100€ eintausche. Dort gebe ich ihm einen Dinar aber das ist irgendwie auch nicht richtig. Er kaum Englisch, ich nix Arabisch - fertig ist die babylonische Verwirrung.
Nachdem wir so nicht weiter kommen, bitte ich den jungen Mann in der Wechselstube zu dolmetschen. Nun löst sich der Knoten! Der Zoll- meister bekommt noch 20 JDS für die auf 14 Tage verlängerte Importgenehmigung.
Schon sind wir wieder Freunde und auch er sagt: “Welcome to Jordan!”
Noch die obligatorische Endkontrolle, bei der wir auch die Karte mit dem roten Streifen loswerden und wir sind endlich in Jordanien angekommen!


Ramtha – Amman
Zuerst wird wie immer die Technik wieder aufgerüstet. GPS montieren und Funk an- schließen. Man muss die Jungs an der Gren- ze ja nicht unnötig provozieren.
Über die Dörfer, aber auf gut ausgebauten Strassen geht's nach Amman. Große Unter- schiede zu den syrischen Orten kurz vorher sind nicht festzustellen, außer dass alles etwas freundlicher wirkt und vor allem deutlich sauberer ist!
Das letzte Stück fahren wir auf einer fast nagelneuen Autobahn bis an den Stadtrand von Amman.
Dann, Kilometer um Kilometer, tauchen wir ins weiße Häusermeer hinein. Entlang an orientalischen Geschäftsstrassen und mitten durch endlose Wohnsiedlungen.

Amman

Schließlich werfen  wir an einem großen Platz Anker. Wir versuchen herauszufinden wo wir eigentlich gelandet sind.


Amman
Aber auf keinem unserer Stadtpläne entdecken wir etwas, das die Standortfrage zufriedenstel- lend klären kann.
Wir telefonieren mit Nisreen, einer ehemaligen Stipendiatin von Kuni, die aus Amman stammt, und vereinbaren sie am 1st Circle zu treffen. Wir drehen eine Runde und hoffen zum 3rd Circle zum kommen.
Aber nichts paßt. Das GPS ist hier auch keine Hilfe. Es gibt für Jordanien keine Detailkarten. Amman ist nur ein Punkt an dem sich 5 große Strassen kreuzen.

Amman

Wir entdecken einen Wegweiser zum Jebel Amman. Diesen Hügel haben wir auf dem Stadtplan entdeckt und er liegt auch in der Nähe des 1st Circle.
Wir fahren den Berg hinauf und kommen am 3rd Circle heraus. Der Rest ist ein Kinderspiel.
Wir finden Nisreen am 1st wie geplant. Besser gesagt, sie findet uns, denn wir hatten uns noch nie zuvor gesehen. Da es aber in Jordanien keinerlei private motorisierte Zweiräder gibt, sind wir mit unseren Maschinen leicht zu identifizieren.

Kurze Begrüßung und ein Taxi lotst uns zum Hotel Sydney. Hotel ist reichlich übertrieben und für mein Gefühl fehlen mindestens 2 Sterne auf unsere 3 Sterne Mindestanforderung, aber wenn man es unter dem Aspekt 'Traveler Guesthouse' betrachtet ist es ganz putzig.
Nisreen verabschiedet sich und erklärt uns, dass uns morgen um 14:00 ihr Bruder Omar abholen werde.
Wir parken die Bikes im Eingang und beziehen unsere Bude.


Der C macht, vom verdorbenen Magen leicht geschwächt, zwei Stunden Augenpflege, ich ratsche unterdessen mit anderen Travelern aus der Schweiz, der Tschechei und aus Singapur.
Abendessen im Haus und gemütlicher Plausch mit einer Holländerin, die hier an einem Tourismusprojekt arbeitet.
Mich holt mein verdorbener Magen erst nachts ein. Dafür dann mit Schüttelfrost und allem was sonst dazu gehört. Doch eine leichte Lebens- mittelvergiftung?

Hotel Sidney Amman
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