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Bozen 2003

Sonntag 03.08.2003


07:45 - 08:35 Wecken Start bei km 11907
Das Telefon bimmelt, Jochen weckt mich freundlicherweise wie ausgemacht. Ich habe zwar noch ein paar müde Stellen im Gesicht, aber die Sonne scheint und das Motor- radfahren lockt! Duschen, Bikerkluft anziehen. Als ich mir die Schuhe zubinde ruft Jochen an. Er steht schon vor der Tür. Manche Leute sind gnadenlos pünktlich! Kann der nicht auch mal sein ihm zustehendes akademisches Viertel nutzen? Moped beladen. Raus aus der Tiefgarage. Beichten, dass ich auch noch zum Tanken muss..

08:35 - 08:55 Tanken km 11908
An der Rosshaupter zur BP. Das Huhn ist fast trocken! Ohne größere Anstrengung passen 20 l rein.

08:55 - 09:40 München - Garmisch
Rauf auf die Autostrada und mit 150 Sachen nach Süden. Wir müssen über Garmisch. Der Kesselberg ist am Wochenende für Motorräder gesperrt. Haben sich zuviele möchte-gern Rennfahrer "derhutzt", wie das auf gut fränkisch heißt.


09:40 - 10:20 Garmisch McD
Frühstück nachholen. Fast Food ist angesagt. Einziges Problem: diese Idee hatten einige andere auch. Der Laden ist gesteckt voll. Alle Welt ist wach, nur das Donald-Personal scheint noch im Tiefschlaf. Man kann es kaum glauben, wie kompliziert es sein kann, so einen dusselligen Burger zu verkaufen. Um diese frühe Stunde bringe ich jedoch noch keinen Burger runter. Ham an' Egg ist das richtige! Dauert zwar fast 10 Minuten, wird mir aber freundlich nachgetragen. Mit etwas Salz schmeckt's auch.
Aber von wegen FAST Food! Eine drei- viertel Stunde ist FAST vergangen, bis wir wieder losradeln können.....

Europabrücke

10:20 - 12:00 Garmisch - Brenner

Frisch gestärkt fahren wir weiter Richtung Mittenwald über die nicht mehr vorhandene Grenze nach Österreich.
Es ist weniger Verkehr als erwartet und wir kommen flott voran. Am Zirler Berg stinkt es nach glühend heißen Bremsbelägen. Die Flachland- tiroler haben den Trick mit dem Einlegen eines kleinen Gangs auf solch steilen Gefällestrecken wohl noch nie gehört. Aber für diese Spezilisten gibt´s zur Not ja die Bremswege mit Kiesbett.
In Zirl Süd fahren wir auf der Landstrasse am Flughafen Kranebitten entlang nach Innsbruck. Wir haben keine Lust Autobahn zu fahren und für einen einzigen Tag auch noch die obligatorische Vignette zu erwerben.

Nach dem Ampel-Gestochere in Innsbruck geht es vorbei an der Isel Skischanze den Berg hin- auf. Die Kurven sind zwar schön, aber auf Grund einer 5,5 km langen 50 km/h Beschränkung und endlosem Überholverbot kaum zu genießen. Kurzer Fotostopp an kleinem Parkplatz mit Kiosk unterhalb der Europa-Brücke. Beeindruckt aus dieser Per- spektive deutlich mehr, als wenn man oben drüber fährt. Wir schleichen bis zum Brenner. Flott fahren ist weiterhin nicht möglich. Hinter fast jedem Baum steht ein Gendarm und spielt mit seiner Laserpistole. Auch auf ihrem Stammplatz am Ortsende von Gries liegen sie wie immer auf der Lauer.
Am Brennersee noch schnell die Tanks gefüllt (km 12090). Das Super ist in Austria immerhin 18 Cent günstiger als bei uns oder in Italien..


12:00 - 13:30  Brenner - San Martino
Den Brennerpass hinunter nach Sterzing. Die Baustellen-Ampel ist freundlicherweise Grün. Am Ortsende Sterzing nach Westen abbiegen. Das Pennser Joch ist bereits ausgeschildert. Einen km weiter nach links und es geht wieder aufwärts. Wunderschön schlängelt sich die Straße den Berg entlang. Allein für diese Strecke lohnt die weite Anfahrt. So richtig auskosten können wir das heute leider nicht. Wir befinden uns auf einmal mitten in einem Radrennen und die Cyclisti sind wohl der Meinung, dass sie die Strasse für sich alleine haben.

San Martino

Sie fahren kreuz und quer. Mal rechts, mal links und vor allem mittendrin. Uns bleibt nichts anderes als streng nach STVO unsere Geschwindigkeit auf Sichtweite anzupassen. Dafür bekommen wir beim Bergfahren auch keine Wadenkrämpfe wie die Pedalritter.
Oben auf der Passhöhe ist mittleres Gewimmel. Wir verzichten heute auf die eigentlich schöne Aussicht ins Tal.
Den Pass hinunter mogeln wir uns an einem Radrennen-Führungsfahrzeug mit Polizeibe- gleitung vorbei und hoffen die Radler hinter uns gelassen zu haben. Aber gefehlt, so zwei, drei Dutzend sind schon vorne weg gefahren. Das ganze Tal entlang steht an jeder Einfahrt ein Polizist und lässt keinen mehr auf die Rennstrecke.

In Villa Campolasta biegen wir nach links ab. Fataler Fehler!
1.War es die falsche Strasse (ich dachte das sei schon die Abzweigung nach Wegen zum Riten)
2. jetzt dürfen wir nicht mehr zurück. Der Carabinieri lässt keinen mehr raus.
Also gut, dann gehen wir eben was essen. Der Magen knurrt und eine Pause ist eigentlich auch angebracht.
Wir fahren also das Tal hinauf Richtung Valdurna.
Nach ca. 5 km biegen wir rechts nach San Martino ab.
Der Ort liegt idyllisch oben am Berghang in den Almwiesen. Dort sollte es ein Restaurant geben.


13:30 - 14:30  San Martino Mittagessen
Wir kehren im Gasthof "Panorama" ein. Das mit dem Panorama stimmt aber nicht mehr. Der Nachbar hat zwei große Häuser mitten in die Aussicht gesetzt. Die Bedienung muffelt ein bisschen, weil wir uns im fast leeren Restaurant an einen 5er Tisch am Fenster und nicht wie sie meinte an einen kleinen an der Wand setzen. Die Speisenkarte ist auch nicht der Hit. Die Auswahl ist ziemlich klein, dafür um so teuerer. Wir ordern ein ganz banales Schnitzel mit Pommes (7,10 €). Ist auch nicht der Hit. Zum Nachtisch gönnen wir uns ein Tiramisu. Das allerdings versöhnt uns wieder..

"Rennsemmel"

14:30 - 18:00  San Martino - San Leonard
Es ist schon halb drei als wir wieder auf den Maschinen sitzen. Unten ist die gesperrte Strecke auch wieder frei. Die Radler-Meute ist wohl durch.
Die Schleife über den Riten schenken wir uns Zum Einen ist uns die Zeit davon gelaufen, zum Anderen führt auch die Route des Radrennens über diese Strecke.
Also weiter auf der SS 508 direkt nach Bozen. Die Straße windet sich entlang einer Schlucht den Berg hinunter durch Tunnel in allen Varianten. Kurze und lange, beleuchtete und unbeleuchtete, gerade und welche mit Kurven drin. Wobei die Variante lang, unbeleuchtet und mit Kurve am unange- nehmsten ist. Aus der gleisenden Sonne hinein in schwarzes Loch und plötzlich biegt die Strasse unter einem ab.....

In Bozen fahren wir wegen fehlender Aus- schilderung noch eine Runde durch die Suburbs.
Dann finden wir den Weg nach Eppan, auch der gesuchte Mendelpass ist jetzt deklariert.

In Eppan "ramme" ich an einer Ampel mit meiner rechten Packtasche noch einen himmelblauen Ossi Polo (ZI-GK 186) an der linken Kotflügel- Spitze.
Die "Freunde aus dem Osten" tun zwar so, als ob der Wagen fast Schrott ist, geben sich dann aber mit einem "Bußgeld" von 20 € als Wiedergut- machung zufrieden.
Schließlich ist nur schwarzer Kunststoffabrieb auf dem heiligen Blech.
Lässt sich in 10 Minuten auspolieren. Eigentlich ein guter Stundensatz.


In vielen weiten Kurven geht es auf der SS 42 zügig den Mendel-Pass hinauf. Wunderbare Motorrad-Strecke! Deshalb wimmelt es hier auch nur so vor lauter Bikes. Von halb nackten Sonntagsfahrern bis zu völlig verrückten Kamikaze-Tyen ist alles unterwegs.
Bei Ruffre kurze Zigarettenpause.
In Sarnonico Abkürzung nach Fondo genom- men. Wir sind grad auf ein paar Schleicher aufgelaufen und ich habe keine Lust denen noch länger hinterher zu fahren.
In Fondo auf die SS 238 übers Gampenjoch Richtung Meran.

Gampenjoch

Kurz vor Tesimo stoppen wir an einem kleinen Parkplatz um die herrliche Aussicht ins Etsch-Tal abzulichten. Rechts liegt Bozen mit dem Schlern hintendran, zu unseren Füßen Terlan und links sieht man die Ausläufer von Meran.
Auch ein italienischer Familien-Clan bewundert den Ausblick. Sie bieten uns gleich ihren mitgebrachten Rotwein an, den wir aber dankend ablehnen. Wir haben noch rund 300 km vor uns. Die guten Amaretto-Kekse nehmen wir aber gerne.

Gampenjoch

Über Lana kommen wir nach Meran. Dort fahren wir nordwärts ins Passeier Tal. Unterwegs überholen wir zwei riesige Amischlitten aus den Siebzigern. Man riecht wie das Benzin förmlich zum Auspuff herausläuft.
In San Leonardo biegen wir rechts zum Jaufen Pass ab. Kurz oberhalb des Ortes liegt ein Gasthaus an einer der Kehren. Anker werfen und einen Spezi getrunken. Auch zu einem sehr guten Apfelstrudel mit Vanille-Soße kann ich nicht Nein sagen.

Gampenjoch

18:00 - 21:00 San Leonard - Garmisch
Frisch gestärkt schwingen wir den Jaufen Pass hinauf. Oben auf der Passhöhe (1900m) noch ein paar Pictures gemacht und hinunter nach Sterzing gekurvt. Auch ein schönes Motorrad-Strässchen.
In Sterzing geht´s nach Norden Richtung Heimat.
Den Brenner hinauf ist es noch ganz lustig, auch wenn wir dieses mal an der Baustellen-Ampel warten müssen.
Die österreichische Seite zieht sich jetzt aller- dings ziemlich hin. 

Wir nudeln uns durch die Käffer das Hochtal entlang, den Abhang nach Innsbruck hinunter, durch Innsbruck hindurch und die Bundesstrasse bis nach Zirl den Berg wieder hinauf.
In Seefeld noch mal billigen Sprit getankt (km 12407)und einen eigenartigen Wolkenwirbel fotografiert
Zum Glück ist kaum Verkehr. Wir kommen gut voran. Auf deutscher Seite ist auch nichts los. Relativ schnell sind wir wieder in Garmisch. Kurz vorher noch ein Kitschbild im letzten Abendrot gemacht.


21:00 - 22:15 Garmisch Pizza Hut
Inzwischen ist es finster. Der Magen knurrt und der Hintern ist inzwischen ziemlich platt gesessen.
Wir steuern die lokale Pizza Hut Filiale an. Jochen meint, dass das genießbar wäre.
Hat er Recht. Die Pizze lassen sich ganz nach Gusto zusammenstellen und sind überraschend gut.
Ein Pitcher Spezi dazu und auch der Flüssigkeitsbedarf ist wieder gedeckt.

22:15 - 23:00 Garmisch - München
Jetzt heißt die Parole nur noch "nach Hause". Rauf auf die Autobahn und nach München gedüst. Jochen verlässt mich bei Wolfratshau- sen. Er will über die Dörfer direkt nach Glonn zurück fahren. Ich habe noch einen kleinen Stau am Autobahnende in München. Stört mit dem Bike aber nicht so sehr, da man sich gut nach vorne durchdrängeln kann.
Um 23:00 sitze ich auf meinem Sofa und entspanne die müden Knochen.


Summary
War ein schöner Tag! 630 km im Sattel gesessen und stellenweise mit Begeisterung in den Kurven schwindlig gefahren. Sollte man bei Gelegenheit wiederholen. (Wir hatten unterwegs schon mal über einen Typen gelacht, der 1500 km in 7 Tagen als riesige Leistung verkauft hatte.)

Allerdings werden wir das nächste Mal nicht an Vignette und Brenner-Maut sparen. Rechnet sich letztendlich nicht. Man braucht One-Way für die Strecke Zirl - Brenner ca. 45 Minuten mehr und auch zu Fahren ist es eher weniger berauschend. Also eigentlich anderthalb Stunden ohne Genuss verbraten. Diese Zeit hätte ich lieber auf den Pässen rund um Bozen verbracht.
Wenn sich der Jochen dann auch noch ein Funkgerät gönnt (kleiner Wink mit dem Zaunpfahl), ist die Sache perfekt.
Endstand km 12538

Jaufenpass
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